Die letzte Reise nach Dresden hat Lust gemacht auf mehr. Diesmal begaben wir uns auf Spurensuche in ein Land, das es heute nicht mehr gibt. Wir besuchten sehenswerte Perlen der ehemaligen DDR.
Bei der Anreise bereitete ich die Reisenden auf die „alte Zeit“ vor. Ich hatte auch Unterlagen aus meiner Kindheit dabei, wie z. Bsp. meinen Pionierausweis, schöner Leben (eine Modezeitung) und mein Heft von Staatsbürgerkunde. Was sind Jungpioniere, FDJ-ler, Hallorenkugeln, Knusperflocken und die berühmte Mauer, die ein ganzes Land geteilt hatte? All diesen Fragen sind wir bei dieser Reise auf die Spur gegangen.
Am Anfang der Reise stand wieder die barocke Perle Dresden. Wir wandelten durch die Stadt auf den Spuren der Kurfürsten von Sachsen. Dem August dem Starken wurden unzählige Mätressen und über 300 Kinder nachgesagt. Er war Lieblingsgast bei Ludwig dem 16. und liebte die französischen Feste. So kam ihm die Idee, in Dresden ein deutsches Versailles nachzubauen. Während der sozialistischen Zeit verfallen viele bedeutende Bauten und werden erst ab Anfang der 90er Jahre saniert, so auch die berühmte Frauenkirche. Einst stand sie als Ruine und Mahnmal an die sinnlose Zerstörung gegen Ende des 2. Weltkrieges, heute steht sie als Symbol für die Wiederauferstehung.
Am Nachmittag bereisten wir die kleinste Weinstraße Deutschlands. Wir fuhren durch die verträumten Weinberge, die sich an die Elbe schmiegten und besuchten Schloss Wackerbarth, um die edle Tröpfchen auch zu genießen. Der Guide führt uns beinahe theatralisch durch den pompösen Weinkeller. Schon nach einer kurzen Fahrzeit erreichten wir am späten Nachmittag die Porzellanstadt Meißen. Jeder kennt die gekreuzten Schwerter, das Symbol des berühmten Meißner Porzellans. August der Starke ließ sich von hier jede Woche reichlich Wein nach Dresden bringen und aus Angst, die Lieferanten könnten unterwegs seinen guten Wein trinken, ließ er den Meißner Fummel entwickeln, ein leichtes Gebäck, das sofort zerfällt, wenn man es ablegt.
Am Abend genossen wir im Taschenbergpalais ein Abendessen wie am Sächsischen Hofe. Gräfin Cosel, die Lieblings- Mätresse von August dem Starken erzählte uns dabei lustige Geschichten über die Sachsen, Österreicher, Bayern und Franzosen. „Nur wer mindestens 5 Pfund zugelegt hat, darf den Saal verlassen.“
Am nächsten Tag verließen wir das schöne Dresden und machten uns auf den Weg Richtung Norden und nach Ostberlin. Dabei streiften wir die wunderschöne, mystische und magische Spreewaldlandschaft. Wir wechselten das Gefährt und ließen uns von einem Bootsmann durch diese einzigartige Naturlandschaft begleiten. Dabei stellten wir fest, daß das Schleusen gelernt sein will.
Nach dieser unendlichen Ruhe in der Natur waren wir bereit für das lebendige Berlin. Bei dieser Reise konzentrierten wir uns allerdings auf den Osten der Stadt. Es ist heute kaum vorstellbar, daß diese quirlige Stadt über 40 Jahre lang geteilt war. Wir besuchten verschiedene Viertel und auch das groß angelegte Sowjetdenkmal im Treptower Park, welches für die gefallen russischen Soldaten des 2. Weltkriegs angelegt wurde. Die Sowjetunion war immer der „große Bruder“ der DDR und bestimmte das Geschehen im Land. Russisch war die erste Fremdsprache, die im Unterricht gelernt werden mußte. Am späten Nachmittag erreichten wir das Berliner Stadtzentrum. Die bedeutendsten Bauten sind im Osten der Stadt zu finden, die Prachtallee Unter den Linden, der Fernsehturm, der Berliner Dom, das rote Rathaus, die Weltzeituhr am Alexanderplatz und das Brandenburger Tor irgendwo dazwischen. Wir besuchten das DDR Museum und fanden dort viele nostalgische Dinge vor. Viele probierten aus, wie es ist – einmal in einem Trabi, dem Volkswagen der DDR zu sitzen. Bei 100 km auf der Autobahn wurde er ziemlich laut. Im Restaurant „Der alte Fritz“, der Name stammt vom berühmten Preußischen König, ließen wir den Abend ausklingen.
Am nächsten Morgen begrüßte uns der Berliner Guide, der eigentlich in Wien geboren war und wandelte mit uns auf den Spuren der Berliner Mauer. Vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz führte uns der Weg auch am berühmten Checkpointcharly vorbei. Man konnte die große Geschichte bei jedem Schritt spüren.
Nach einer berlinerischen Stärkung – also einer Currywurst, setzten wir unsere Reise nach Wittenberg fort. Hier wurden einst die 95 Thesen des Martin Luther an die Schloßkirche geschlagen und eine neue christliche Zeit eingeleitet. In der DDR stand der Staat immer an erster Stelle, Religion war nicht gerne gesehen. Aber Luthers Wirken liegt ja fast 500 Jahre zurück, da gab es noch keine DDR. Interessanterweise finden wir hier auch österreichische Kunst vor – der berühmte Hundertwasser hat eine Wittenberger Schule in seinen besonderen Stil verwandelt.
Gegen späten Nachmittag erreichten wir die sächsische Metropole Leipzig, eine Stadt, die gerne von Künstlern angezogen wurde. Zur DDR Zeit war sie das größte Messezentrum des Staates. Heute ist es eine moderne Stadt, die viel zu bieten hat. Hier hat man auch immer viel zu tun. Wenn ein Sachse im Stress ist, sagt er „Isch hab zu dun, wie der Rad zu Leipsch“. Auf den Spuren von Johann Sebastian Bachs erkundeten wir die Stadt. Der singende und musizierende Guide führte uns auch zu Auerbachs Keller, der in Goethes Fausts verewigt wurde.
Auf Wiedersehen liebes nostalgisches Ostdeutschland!