Wieder einmal heißt es Abfahrt in den Osten von Deutschland, um die besonderen Städte der ehemaligen DDR zu besuchen. Alle paar Jahre kommt das Thema „Mauerfall“ in den Medien auf. Wie war das wirklich? Was bedeutete es? Diesem Thema haben wir uns auf dieser Reise neben den tollen Sehenswürdigkeiten und Köstlichkeiten im deutschen Osten genauer zugewandt.
Wie war das Leben in der DDR? Bei der Anreise habe ich Unterlagen aus meiner Kindheit im Bus verteilt, wie z. Bsp. meinen Pionierausweis, schöner Leben (eine Modezeitung) und mein Heft von Staatsbürgerkunde, um sich von der „alten Zeit“ ein Bild zu machen. Was sind Jungpioniere, Hallorenkugeln und Planwirtschaft?
Wußten Sie, daß es im Jahr 1989 über dem heutigen Deutschland eine besondere Sternenkonstellation gab, die friedliche Revolutionen begünstigte? Das Volk spürte damals den Wind der Veränderung. Und die Öffnung der Mauer brachte ja auch für Österreich neu zu entdeckende wunderbare Flecken Erde.
Am Anfang der Reise stand wieder die barocke Perle DRESDEN. Der große Kurfürst von Sachsen August der Starke hatte unzählige Mätressen, über 300 Kinder und einen Hang für das Schöne, Kunst und Kultur. Er erschuf in Dresden ein deutsches Versailles. Die Sinnlosigkeit der Zerstörung am Ende des 2. Weltkrieges zeigte lange Zeit die Ruine der Frauenkirche, heute steht sie als Symbol für die Wiederauferstehung.
Wir spazierten durch die Altstadt und bewunderten die vielen schönen barocken Bauten. Den schönsten Blick hat man zweifelsohne auf der Brühlschen Terrasse am Elbufer. Dresdner Schloß, Semperoper, Fürstenzug, Frauenkirche, Zwinger, Coselpalais, Kulturpalast, Taschenbergpalais, Kreuzkirche, Sächsischer Landtag, Königstraße, Hofkirche – die Liste der Sehenswürdigkeiten ist lang.
Am Nachmittag erkundeten wir das alternative Viertel der Neustadt, hier befinden sich auf 100 m2 – 100 Cafes, Bars und Restaurants. Dieses bunte Viertel inspirierte auch den bekannten Kinderbuchschriftsteller Erich Kästner. Zum Abschluß besuchten wir die Pfundsmolkerei – ein Muß für jeden Dresdengast. „Der schönste Milchladen der Welt“ entzückt durch kunstvoll verzierte Fließen an der Decke, den Wänden und am Boden.
Am nächsten Tag führte unsere Reise weiter nördlich in den preußischen Raum.
Zwischen den Sachsen und Preußen gab es schon immer kleine Mentalitätsunterschiede. Der Sachse ist sensibel, der Preuße ist eine Großschnauze. Um das zu verstehen, hören wir im Bus das bekannte Lied „Der Sachse liebt das Reisen sehr…“. Nach einem kurzen sächsischen Intensiv-Sprachkurs war es für jeden Kärntner verständlich und machte gute Laune.
Bevor wir die deutsche Hauptstadt Berlin erreichten, erkunden wir das nicht weit entfernte POTSDAM, idyllisch an der Havel gelegen und heute Heimat vieler Künstler, Stars und Prominenten. Absolutes Highlight der mittelgroßen Stadt ist das Schloß Sanssauci, daß lange Zeit die Residenz der preußischen Könige war. Potsdam ist auch UNESCO Filmstadt, die Filmstudios Babelsberg zählen zu den modernsten Zentren der Film- und Fernsehproduktion in Deutschland und Europa.
Am späten Nachmittag kamen wir endlich in der Metropole BERLIN an. Wir erkundeten westdeutsche Stadtteile bis wir über den ehemaligen Mauerstreifen fuhren und endlich den Osten Berlins erreichten. Sofort stellte sich die Frage aller Fragen: „Wie ist es möglich, daß diese quirlige Stadt über 40 Jahre lang geteilt war?“ Der Alexanderplatz mit seiner Weltzeituhr und dem Fernsehturm lösten bei allen ein Erstaunen aus. „Der Turm ist ja wirklich hoch!“ Sobald wir den Bus verlassen hatten, rannten die ersten Hungrigen schon zum nächst gelegenen Würstlstand und wie diese Currywurst schmeckte! Gestärkt konnten wir uns nun den bedeutenden Bauten Berlins zuwenden: die Prachtallee Unter den Linden, der Fernsehturm, der Berliner Dom, das rote Rathaus, Checkpointcharly, der Potsdamer Platz, das Kanzelamt, der Alexanderplatz und das Brandenburger Tor irgendwo dazwischen.
Nachdem wir uns am nächsten Morgen ausgiebig mit dem Thema Mauerfall, Mauerverlauf und Mauerreste bei einem geführten Spaziergang beschäftigt hatten, beeindruckte uns am Ende des Besuchs am meisten, wie toll die Stadt zusammengewachsen war und daß die einstigen Risse nicht mehr zu spüren waren.
Am Nachmittag verließen wir mit einem typischen Berliner Spruch „Das war dufte“ die Stadt und reisten in den Südwesten des deutschen Ostens. Nach 2 Stunden Reisezeit, um alle bisherigen Eindrücke zu verarbeiten, erreichten wir ERFURT in Thüringen. Aufgrund der zahlreichen Kirchen und der religiösen Geschichte wird die Stadt auch als „das deutsche Rom“ bezeichnet. Der große Reformator Martin Luther studierte hier und wurde im Dom zum Priester geweiht.
Wir schlenderten durch die Stadt und fanden zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser vor, hat doch Erfurt einen 3 qm großen bestens erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern zu bieten. In längst vergangenen Zeiten war Erfurt einer der größten Färberwaidmärkte in Mitteleuropa. Auf der berühmten Krämerbrücke bestaunten wir die netten Läden. Neben dem beeindruckenden Domberg, dem zahlreichen Fachwerk lachten uns auch Kinderfiguren an, befindet sich hier doch auch der Kinderkanal. Erfurts Altstadt sieht wie in einem Grimm Märchen aus. Dort genießen wir am idyllischen Ufer der Gera zum Abschluß des Tages die berühmte Thüringer Rostbratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelmus.
Schade, daß wir am nächsten Morgen diese beeindruckende und unvergeßliche liebliche Gegend schon wieder verlassen mussten. Wir kommen bestimmt wieder! Auf Wiedersehen in Thüringen…